Aufsatz
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Mikrobenähnliche Bildungen im Blut bei chronischen Krankheiten
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Von Erik O. H. Enby,
Dr. med., Göteborg 1984.
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Kurzfassung
Bei Direktmikroskopierung unbehandelten Blutes in Dunkelfeld, Phasenkontrast
sowie Interferenzkontrast mit bis zu 1200facher Vergrösserung
konnte eine Reihe verschiedener, vorher nicht beschriebener, mikrobenähnlicher
Bildungen nachgewiesen werden. Einige kommen, wenn auch selten,
bei gesunden Personen vor. Andere wurden bis jetzt nur bei Patienten
mit chronischen Krankheiten, z. B. schwerer Allergie, Multiple Sklerose
und Krebs, beobachtet. Die mikrobenähnlichen Bildungen können
solitär, oder in Anhäufungen vorkommen. Die letztgenannten
können auf verschiedene Weisen auftreten:
- Kleine Blasen mit kleinen Körnern, die eigene Beweglichkeit besitzen (bis zu 7µ ).
- Grössere Blasen mit mikrobenähnlichen Bildungen (bis zu 1/10 mm).
- Rogenähnliche Anhäufungen kleiner Körner mit eigener Beweglichkeit.
- „Bälle" mit leblosem, bienenwabenähnlichem Zentrum und Peripherie mit beweglichen mikrobenähnlichen Bildungen.
- „Schweife" mit Mengen von beweglichen mikrobenähnlichen Bildungen und starken Veränderungen der roten Blutkörperchen.
Die Veränderungen unter 1-5 oben können in gewöhnlichen
gefärbten Blutausstrichen nicht nachgewiesen werden. Ihr Ursprung
und ihre Klassifikation können nicht mit Sicherheit entschieden
werden, die Möglichkeit, dass es sich um Mikroben handelt
kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.
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Einleitung
und Hintergrund
Dass Mikroorganismen den menschlichen Körper invadieren
und dadurch somatische Störungen verursachen, ist seit Pasteurs
Zeiten in der Medizin völlig akzeptiert, und bei vielen Krankheiten
konnte die verursachende Mikrobe nachgewiesen werden. Bei chronischen,
degenerativen und malignen Zuständen konnten trotz vielen Suchens
keine Mikroben als denkbare Erklärung der Krankheit gefunden
werden. In der medizinischen Diskussion wurde trotzdem in regelmässigen
Abständen der Gedanke vorgebracht, dass chronische Krankheiten
mit unbekannter Ätiologie auf eine Invasion von Mikroorganismen,
wie Viren, Bakterien und Pilzen, zurückzuführen sein könnten.
Es kann schwer sein, die Anwesenheit von Mikroorganismen in den Geweben
des Körpers mikroskopisch nachzuweisen, bzw. durch Kulturen festzustellen.
Ein Beispiel hierfür sind die anaeroben Bakterien, deren Anwesenheit,
z. B. bei postoperativen schleichenden Infektionen, schwer nachweisbar
waren. Dies wurde möglich erst mit Hilfe einer besonderen Probeentnahmetechnik
und besonderer Züchtverfahren. Man hat immer noch den Verdacht,
dass gewisse unklare chronische infektionsähnliche Krankheiten
erklärt werden könnten durch die Anwesenheit von Mikroorganismen,
die noch nicht nachgewiesen werden konnten. |
Frühere
Forschung
In der Mikrobiologie können zwei gegensätzliche Hauptlinien
festgestellt werden:
Der Monomorphismus,
der geltend macht, dass Mikroorganismen in einer unveränderlichen
Form auftreten würden, und dass sie strikt in Gruppen eingeteilt
werden könnten.
Der Pleomorphismus, der meint, dass
Mikroorganismen ein Zyklus hätten, d.h. verschiedene Entwicklungsstadien
durchlaufen könnten, und dass es eine kontinuierliche Entwicklung
von Viren via Bakterien zu Pilzen gebe.
Der Monomorphismus ist die seit Pasteur in der herkömmlichen
Medizin akzeptierte Auffassung.
Einer der wichtigsten Vertreter des Pleomorphismus, Günther Enderlein,
veröffentlichte 1924 seine Forschungsergebnisse in einer Monographie
– Bakterien-Cyclogenie. Nach eingehender mikroskopischer Analyse
von Blut, u.a. von Menschen, meinte Enderlein, die Anwesenheit von
Mikroorganismen im Blut, und ausserdem verschiedene Entwicklungsstadien
derselben nachweisen zu können. Er meinte, dass diese Mikroorganismen
in gewissen Entwicklungsstadien mit den eigenen Zellen des Körpers
in Symbiose leben würden und in anderen Entwicklungsphasen Krankheit
verursachen könnten.
Enderlein war der Ansicht, dass der optimale Gesundheitszustand
vorliege, wenn die Mikroben sich in einer frühen Entwicklungsphase
befänden, und dass die Mikroben in späteren Entwicklungsstadien
immer mehr pathogen würden. Die Symbiose könnte dadurch
in einen Parasitismus bei den eigenen Zellen des Körpers geändert
werden.
Auf Basis dieser Ideen habe ich mit einer besonderen Mikroskopierungsausrüstung
das Blut einer Anzahl gesunder bzw. kranker Individuen untersucht,
die letzteren mit chronischen Krankheiten ohne bekannte Ätiologie.
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Material
Gesunde Individuen: 60 gesunde Versuchspersonen und Patienten mit
akuten unbedeutenden Krankheiten oder Schäden im Alter von 20
bis 30 Jahren wurden untersucht.
Patienten: Diese waren Fälle aus meiner Praxis. Die Diagnosen
wurden im Krankenhaus gestellt. Es handelte sich meistens um Patienten
mit schweren Allergien, neurologischen Leiden, Haut- und Muskelkrankheiten
und verschiedenen Arten von malignen Prozessen. Die Anzahl der Patienten
war etwa 500. |
Methode
1) Mikroskopische Ausrüstung: Leitz‘ Labormikroskop Dialux
20, ausgerüstet mit einer 100W Halogenlampe. Modifizierter UK-Kondensor
für Dunkelfeld, Phasenkontrast und Interferenzkontrast. Plan-Fluotar-Objektiv.
Binokulares Fotorohr FSA. Sämtliche Dokumentation ist mit Leitz‘
vollautomatischer Mikroskopkamera Vario-Orthomat erfolgt.
2) Ausgangsmaterial für Mikroskopierung:
Bluttropfen von den Fingerspitzen der Versuchspersonen. Der Bluttropfen
wird durch die Kapillarkraft zu einer dünnen Schicht zwischen
Abdeck- und Objektglas hinausgepresst.
Um Eintrocknung zu verhindern, sind die Ränder
des Abdeckglases mit Immersionsöl abgedichtet worden.
Mikroskopierung ist unmittelbar oder in 4 Stunden nach der Probeentnahme
erfolgt.
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Ergebnis
Gesunde Individuen:
Bei diesen findet man bei Mikroskopierung von grossem Blutausfluss
mikrobenähnliche Bildungen, ähnlich denen, die nachher beschrieben
werden, jedoch in sehr geringem Umfang verglichen mit den Befunden
bei Kranken. Diese Bildungen können wie folgt aufgeteilt werden:
a) Blasen verschiedener Grössen 5-10 µm, die einzeln
oder in Gruppen vorkommen. Sie enthalten Körner, die mit hoher
Geschwindigkeit herumwirbeln (Bild 1).
b) Mikrobenähnliche Bildungen verschiedener Grössen
und Form. Die Grösse kann von ½ bis 70 µm und
die Form von rund bis bohnenförmig oder wurmähnlich variieren.
Bei Beobachtung während langer Zeit (Stunden) können die
Formen in einander übergehen. Diese Bildungen haben immer eine
eigene Beweglichkeit, die sich von den Brownschen Molekularbewegungen
deutlich unterscheidet, und die kleinen Formen können sowohl
innerhalb wie auch ausserhalb der roten Blutkörperchen beobachtet
werden (Bild 2). |
Patienten:
Bei Patienten mit chronischer Krankheit haben die oben beschriebenen
Befunde sowohl an Menge wie auch an Grösse zugekommen. Die
Blasen sind bisweilen zerplatzt und haben ihren Inhalt ins Plasma
ausgelassen.
Befunde, die bei gesunden Individuen nicht beobachtet worden sind:
a) Rogenähnliche Anhäufungen von kleinen Körnern. Manchmal
trennen sich die Körner ab und fliessen ins Plasma hinaus
(Bild 3). In einem Versuch ist die
Entwicklung der Körner im eigenen Serum des Patienten während
fünf Monate verfolgt. Sie haben sich dann nicht geteilt, sondern
sind in die Länge gewachsen, um zum Schluss den oben beschriebenen
wurmähnlichen Bildungen mit eigener Beweglichkeit zu gleichen.
b) Bei Patienten mit Anämien waren die Erythrozyten manchmal
mit einer durchsichtigen Scheibe belegt, die in bezug auf Aussehen
und Form dem Erythrozyten sehr ähnlich war. Diese Scheibe konnte
einen langen schmalen Ausschuss bilden, manchmal mit einer kleinen
Auftreibung am Ende (Bild 4).
c) Bei Patienten mit weit fortgeschrittenen malignen Tumoren sind
drei Arten von Bildungen beobachtet worden nämlich (1) Grosse
Blasen und reichliche Blasenbildung, (2) Die „Ball“-Formation
und (3) „Der Schweif“. |
1. Grosse
Blasen und reichliche Blasenbildung
Grosse Blasen (Grösse bis zu 1/10 mm) oder viele kleinere
Blasen, verstreut über den ganzen Ausfluss, kommen vor.
Sie können manchmal mittels fadenähnlicher Verbindungen
zusammenhängen, die zwischen den Blutkörperchen hervorlaufen.
Wenn das Blut zu einer dünnen Schicht zwischen Abdeck- und Objektglas
ausgedrückt wird, sind die Blasen als runde Aussparungen sichtbar
(Bild 5a und bild
5b). In diesen Blasen können immer Mengen von beweglichen
mikrobenähnlichen Bildungen in verschiedenen Grössen
gesehen werden. Je chronischer die Krankheit, um so grössere
und zahlreichere Blasen kann man sehen. Die grössten Blasen
habe ich bisher bei Multiple Sklerose gefunden. |
2. Die „Ball“-Formation
Manchmal kommen ballähnliche Gegenstände im Blut vor. Wenn
dieser „Ball“ zwischen Abdeck- und Objektglas abgeplattet
wird, entsteht eine scheibenähnliche Bildung, die einen Durchmesser
von 1/10 mm haben kann. Um diese herum befindet sich eine Randzone
mit Mengen von beweglichen mikrobenähnlichen Bildungen in verschiedenen
Formen und Grössen. Das Innere der Scheibe ist bewegungslos
und sieht manchmal wie eine Bienenwabe aus (Bild
6). |
3. Der „Schweif“
Bei 100facher Vergrösserung sind anscheinend unmotivierte
Klärungen in den Ausflüssen zu sehen. Hier nimmt die Blutkörperchendichte
ab, und die Erythrozyten werden irgendwie „schäbig“
in den Konturen und immer durchsichtiger gegen das Zentrum der Klärung
(Bild 7). Bei Interferenzkontrast-Mikroskopierung
in 1200facher Vergrösserung einer solchen Klärung können
Mengen von beweglichen mikrobenähnlichen Bildungen verschiedener
Grösse und Form beobachtet werden. Sie befinden sich sowohl
innerhalb wie auch ausserhalb der Erythrozyten, welche, wie es
scheint, in sog. Stechapfelformen übergehen, oder degenerieren
und ein polymorphes Aussehen annehmen (Bild
8 und bild 9).
Wahrscheinlich wird dieser Schweif in einem kleinen Schleimklumpen
zusammengehalten. Zwischen Abdeck- und Objektglas wird er dann ausgepresst
und kann im Ausfluss als eine helle Partie entdeckt werden, die
manchmal einen Durchmesser von mehreren mm haben kann.
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Diskussion
Mein erster Gedanke bei diesen Observationen war, dass es sich
um Artefakte von Glas handeln könnte. Bei entsprechender Mikroskopierung
von nur Objekt- und Abdeckglas konnten einige abweichende Bildungen
beobachtet werden, jedoch gar nicht vom oben beschriebenen Typ. Die
Koagulation des Blutes und Fibrinbildung könnten eventuell einen
Teil der Bildungen erklären. Dagegen spricht jedoch der Umstand,
dass die Bildungen innerhalb von wenigen Minuten nach der Probeentnahme
beobachtet werden können, sowie auch die intensive Beweglichkeit,
die auf Standbildern nicht veranschaulicht, aber in der „lebenden“
Probe betrachtet werden kann. Die mikrobenähnlichen Bildungen
bewegen sich dabei mit schwimmenden Bewegungen, manchmal sogar aus
dem Blickfeld hinaus.
Es ist selbstverständlich noch zu früh, sich über den
Ursprung und die Klassifikation dieser mikrobenähnliche Bildungen
auszusprechen, und weitere Forschung im Bereich ist erforderlich.
Die Umstände, dass gewisse Bildungen bis jetzt nur bei kranken
Personen beobachtet wurden, und dass sie alle bei chronischer
Krankheit an Anzahl zunehmen, sowie ihr sehr eigenartiges Bewegungsmuster
veranlassen mich jedoch, sie als lebende Mikroorganismen vom gleichen
Typ, wie ihn Enderlein früher beschrieben hat, betrachten zu
wollen. Ihre Bedeutung für die Krankheiten, bei denen sie gefunden
werden, könnte entweder in der Form eines mitwirkenden ätiologischen
Faktors, oder einer Parallelerscheinung sein. |
Referenzen
Enby, Erik O. H.
(1983). Redovisning av fynd vid mikroskopering
av levande blod från två patienter med Morbus Hodgkin
och tre patienter med maligna tumörsjukdomar. (Bericht
über Befunde bei Mikroskopierung von lebendem Blut von zwei Patienten
mit Morbus Hodgkin und drei Patienten mit malignen Tumorkrankheiten).
Göteborg. Edition C&L Förlag. ISBN 91-970480-1-1.
Enderlein, Günther
(1981). Bakterien-Cyclogenie.
(2. Ausgabe). Hoya. Semmelweis-Verlag. |
© 1984-2004. Dr. Erik Enby. Diese Arbeit ist geschützt gemäss
dem Gesetz über Urheberrecht auf literarische und künstlerische
Werke.
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